Warum veganer Ökolandbau?
"Negative Umweltwirkungen der Landwirtschaft gehen maßgeblich auf Art und Ausmaß der Nutztierhaltung zurück..."
Negative Umweltwirkungen der Landwirtschaft und des Ernährungssystems gehen derzeit maßgeblich auf die Art und das Ausmaß der Nutztierhaltung und deren Bedarf an Futtermitteln zurück (Poore & Nemecek 2018, Springmann et al. 2018, Schrode et al. 2019); dazu zählen: Emissionen von Treibhausgasen (insbesondere von Lachgas und Methan), übermäßiger Eintrag von reaktiven Stickstoffverbindungen in Luft, Gewässer, Böden und verschiedene Ökosysteme, Verbreitung von antibiotikaresistenten Keimen durch übermäßigen Einsatz von Antibiotika in der Tiermast, zunehmende Flächennutzungsänderungen zur Gewinnung von Weideflächen und Futtermitteln (bis hin zur Abholzung tropischer primärer Regenwälder).
"...vereint die Vorteile des Ökolandbaus und die Idee des Veganismus."
Im veganen Ökolandbau wird der Gedanke einer veganen Ernährung, der sich bislang lediglich auf die rein pflanzlichen Inhaltsstoffe eines Lebensmittels und einen Herstellungsprozess ohne tierische Hilfsstoffe beschränkt hatte, nunmehr konsequent bis hin zur landwirtschaftlichen Produktion weitergedacht. Diese Form des ökologischen Landbaus verzichtet auf die Haltung von Nutztieren und den Einsatz von Betriebsmitteln tierischen Ursprungs (Gülle, Jauche, Mist, Handelsdünger aus Schlachtabfällen wie Horn-, Feder-, Knochenmehl etc.) und setzt stattdessen auf rein pflanzliche Formen der Düngung. Dieses Anbauprinzip vereint also die aufgezeigten Vorteile des Ökolandbaus und die Idee des Veganismus und eröffnet damit eine neue tierethische Dimension, bei der kommerzielle Haltung, Tötung und Nutzung von Tieren von vornherein ausgeschlossen ist. Negative Umweltwirkungen, die mit der landwirtschaftlichen Tierhaltung einhergehen, können so prinzipiell vermieden werden.
Der vegane Ökolandbau hat großes Potential, zu einer Transformation in Richtung Nachhaltigkeit beizutragen (vgl. Steckbrief Neuropa). Seit Ende 2017 gibt es mit dem biozyklisch-veganen Anbau einen IFOAM-akkreditierten veganen Öko-Anbaustandard, der weltweit einsetzbar ist, und das Gütesiegel „Biozyklisch-Veganer Anbau“, mit dem Produkte gekennzeichnet werden können, die nach den Biozyklisch-Veganen Richtlinien erzeugt wurden.
Durch das Schließen organischer Stoffkreisläufe (gr. bios = Leben und kyklos = Kreislauf) ohne den Umweg über sog. Nutztiere, gezielten Humusaufbau, eine schonende Bodenbearbeitung, Mischkultur, Zwischenfrüchte, weite Fruchtfolgen und die gezielte Stärkung der Pflanzenvitalität leistet der biozyklisch-vegane Anbau neben der Berücksichtigung der Bedürfnisse der Tiere einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Klima, Böden, Gewässern und zum Erhalt bzw. zur Wiederherstellung der Biodiversität.
Die Anzahl von zertifizierten biozyklisch-veganen Betrieben im deutschsprachigen Raum und anderen europäischen Ländern (Österreich, Ungarn, Schweiz, Schweden, Niederlande, Frankreich, Italien, Griechenland und Zypern) ist derzeit jedoch noch gering. Hier setzt das Projekt VegÖL an.